Jahresgabe

Amy Used Twice (block)

Majoli, Monica

Ein schemenhaftes Porträt, nur mit Licht und Schatten modelliert, und Gesichtszüge im Profil, mit wenigen zarten Strichen eingefangen, beides zueinander versetzt, ineinander verschränkt und von den Konturen der Druckstöcke eingefasst. Wenngleich Auflagen in Monica Majolis Œuvre eine Ausnahme darstellen, ist der Entstehungsprozess dieser Edition mit der zeitintensiven Entwicklung ihrer anderen Werke vergleichbar. Der Titel, Amy Used Twice (block), deutet die aufwendige technische Herstellung an, die auf der Kombination von zwei grafischen Tiefdruckverfahren, Aquatinta und Radierung, basiert. „Used twice“ versprachlicht diese Schichtung der Drucke und impliziert die mehrschrittige Annäherung an das Resultat, aber auch das wiederholte Behandeln eines Sujets sowie das Verhältnis zwischen der Künstlerin und der Porträtierten, die als Model und Projektionsfläche „genutzt“ wird.

Die Arbeit ist im Kontext von Majolis Black Mirror zu verorten. Dieser mehrjährige Werkzyklus geht von Fotografien aus, welche die Künstlerin von früheren Partnerinnen in ihrem mit schwarzen Spiegeln (sogenannten Claude-Gläsern) ausgekleideten Schlafzimmer aufgenommen hat. Amy lässt sich sowohl in der Ölmalerei Black Mirror (Amy) (2011) wiederfinden als auch in Amy #2 (2010), einer Farbstiftzeichnung auf Papier. Durch das mehrmalige Umkreisen des Motivs gerät dieses in Bewegung und wird invertiert: Der Fokus verlagert sich von der abgebildeten Person, vom Äußeren, auf das Eigene, ins Innere, das Vokabular eines (Selbst-)Porträts wird neu formuliert. Faktisch wie fiktional, körperlich wie emotional, intim, aber ungreifbar; überlagerte Momente der Spiegelung konstruieren eine Art Kippfigur, die autobiografische Reflexion, gegenständliche Abbildung einer Person und abstrahierte Darstellung kollektiver, ja universaler Sentiments zugleich sein kann. Darin versöhnt sich die Erinnerung an Abwesendes, Vergangenes, Verlorenes mit der Vergegenwärtigung des Anwesenden, Verbliebenen, Gewordenen.

– Clara Maria Blasius